Das Klimaschutzpotenzial von Pflanzenkohle

Eine viel versprechende Methode und Technologie im Bereich der Negativemissionen ist Pflanzenkohle, auch Biochar genannt. Ihr Einsatz hat das Potenzial, gleich auf mehreren Ebenen positive Auswirkungen auf die Klimaneutralität zu haben – unter anderem durch die Bindung von Kohlenstoff, die Reduktion von Treibhausgasemissionen und die Förderung einer nachhaltigen Abfallwirtschaft. Das Hamburg Institut befasst sich intensiv mit Pflanzenkohle und sieht die Notwendigkeit, mehr Wissen und Vernetzung bei den vielfältigen Akteur:innen zu schaffen. Zu diesem Zweck haben wir in Kooperation mit dem German Biochar e.V. das Netzwerk Pflanzenkohle ins Leben gerufen.

Ein „hidden Champion“ im Bereich der Negativ-Emissionen

Ob Paris-Abkommen, Net Zero Act der EU oder die von der deutschen Bundesregierung angestrebte Klimaneutralität bis 2045: Diese und weitere Klimaziele werden ohne negative Emissionen – also der aktiven Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre – praktisch nicht zu erreichen sein. Gleiches gilt auf unternehmerischer und kommunaler Ebene: In Klimastrategien werden negative Emissionen – Removals – oftmals übergangen und auch konkrete Zielpfade bei den nicht-energetischen Emissionen fehlen meist.

Das Thema Negativemissionen rückt sektorübergreifend zunehmend in den Fokus. Pflanzenkohle ist dabei bislang noch eine eher unbekannte Größe – zu Unrecht: Denn sie hat das Potenzial, zu einem wichtigen Lösungsbaustein im Bereich Carbon Management zu werden. Durch den Prozess der Pyrolyse und die entsprechende Nutzung von Pflanzenkohle kann sie Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden. Die Einsatzmöglichkeiten der Substanz Pflanzenkohle sind vielfältig: Sie reichen von der Landwirtschaft über die Industrie bis zum kommunalen Umfeld.

Bei der Verarbeitung von Biomasse in Pyrolyseanlagen entstehen mehrere Produkte. Der Feststoff Pflanzenkohle ist für diverse Anwendungen nutzbar, u.a. zum Erzeugen von negativen Emissionen. Für die Verwendung von Pyrolyse-Gas und -Öl bestehen mehrere Optionen, vornehmlich dienen sie zum Erhalt des Pyrolyseprozesses. Auch die beim Prozess entstehende Abwärme kann genutzt werden, z.B. für die Trocknung des Ausgangsmaterials oder zur Einspeisung in Wärmenetze.

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Pflanzenkohle: Potenziale für Kommunen

Viele Kommunen legen heutzutage ihren Fokus auf die Minimierung von energetischen Emissionen, also den Emissionen aus der Erzeugung von Strom und Wärme. Vielerorts vernachlässigt werden dagegen die nicht-energetischen Emissionen und wie sie zukünftig ausgeglichen werden sollen. Für das Erreichen der kommunalen Klimaziele müssen Kommunen aber wo immer möglich die Verantwortung sowohl für nicht-energetischen Emissionen als auch für bereitzustellende negative Emissionen übernehmen. Allerdings sind die Potenziale für konventionelle biologische Maßnahmen wie Aufforstungen oder Renaturierung von Feuchtgebieten zum Aufbau von Kohlenstoffsenken im städtischen Bereich oft räumlich stark begrenzt. Umso wichtiger ist es, alle vorhandenen Potenziale zu nutzen, die im kommunalen Handlungsspielraum liegen.

Für Pflanzenkohle sprechen in diesem Zusammenhang mehrere Punkte: Es handelt sich um eine ausgereifte Technologie, die auch in Deutschland in zahlreichen Pilotprojekten bereits angewendet wird. In vielen Kommunen fallen geeignete Ausgangsstoffe kostengünstig an. Auch sind wichtige Stakeholder für die Aufnahme der Produktion oft in kommunaler Hand und können mit entsprechenden Partner:innen einen geschlossenen Kreislauf aufbauen.

Mögliche Anknüpfungspunkte und Anwendungen für Pflanzenkohle im kommunalen Rahmen

Biomasse: In Kommunen fallen verschiedene Reststoffe aus Biomasse an, z.B. Grünpflegeschnitt.

Pyrolyseanlage: Biomasse wird in einer sauerstofflimitierten Umwelt in Pflanzenkohle umgewandelt. Dabei entstehen ebenfalls Pyrolyse-Öl und -Gas sowie Abwärme.

Kläranlage: Der Reststoff Klärschlamm kann als Ausgangsmaterial zur Pflanzenkohleherstellung genutzt werden.

Wärmenetz: Wärmenetze sind wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen kommunalen Wärmeplanung.

Baumrigolen: Baumrigolen und weitere städtische Grünflächen können mit Pflanzenkohle bestückt werden. Hierdurch kann z.B. der Wasserrückhalt verbessert und Kohlenstoffsenken aufgebaut werden.

Straßenbau: In Baumaterialien wie Asphalt kann Kohlenstoff in Form von Pflanzenkohle längerfristig gespeichert werden.

Industrie: Als Additiv kann Pflanzenkohle z.B. als Senke in Produkten und auch zur Verbesserung der Produkteigenschaften genutzt werden. In manchen Industrien (z.B. Stahl) kann sie auch emissionsintensive Materialien substituieren.

Landwirtschaft: Durch in den Boden eingearbeitete Pflanzenkohle können Kohlenstoffsenken ausgebaut und z.B. auch den Wasserrückhalt verbessert werden. Zudem kann sie als Futterkohle zur Verbesserung der Tiergesundheit genutzt werden.

Das Netzwerk Pflanzenkohle unterstützt verschiedenste Akteure bei ihrem Engagement rund um das Thema Pflanzenkohle. Ziel ist, durch Wissens- und Erfahrungsaustausch vor allem die praktische Umsetzung voranzutreiben und so die Lernkurve zu Technologie und Geschäftsmodellen zu beschleunigen – ein wichtiger Beitrag zum Markthochlauf und zur Skalierbarkeit der Pyrolyse-Technologie.

Initiator und Betreiber des Netzwerks Pflanzenkohle ist das Hamburg Institut, in enger Kooperation mit dem Pflanzenkohle-Fachverband German Biochar e.V. Das Netzwerk richtet sich branchenübergreifend an sämtliche Akteurinnen und Akteure mit Interesse an diesem zukunftsrelevanten Thema – darunter Kommunen und Landkreise, Abfallwirtschaftsbetriebe, Unternehmen der Kreislaufwirtschaft, Lebensmittelindustrie und weiteren Branchen, Hersteller und Dienstleister für Pyrolyseanlagen, Investoren, Banken, Versicherungen, Zertifizierer, Wissenschaft und Verbände.

Nähere Informationen auf der Netzwerk-Website: netzwerk-pflanzenkohle.de

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