Transitorische Risiken im Blick: Hamburg Institut unterstützt die Stadtreinigung Hamburg bei der Klimarisikoanalyse

Der Klimawandel betrifft nicht nur Gletscher und Küstenregionen, sondern auch urbane Infrastrukturen, Fuhrparks und Geschäftsmodelle. Für Unternehmen heißt das: Sie müssen sich auf neue Risiken einstellen. Wie gut sie dafür gerüstet sind, zeigt eine Klimarisikoanalyse. Die Stadtreinigung Hamburg hat gemeinsam mit dem Hamburg Institut ein entsprechendes Projekt gestartet – und denkt dabei über gesetzliche Pflichten hinaus.

Von Hitzestress bis CO₂-Preis: Risiken im Wandel
Beim Stichwort Klimawandel denkt man in erster Linie an physische Risiken wie Hitze, Dürre oder Starkregen. Eine Klimarisikoanalyse betrachtet aber auch so genannte transitorische Risiken, also Risiken für Geschäftsmodelle, die aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft resultieren. Dazu zählen strengere gesetzliche Vorgaben, steigende CO₂-Preise oder veränderte Kundenbedürfnisse. Auf der Analyse genau dieser transitorischen Risiken liegt der Fokus des gemeinsamen Projekts mit dem Hamburg Institut – ein auf Dekarbonisierungsstrategien spezialisiertes Beratungsunternehmen.

Pflicht und Chance zugleich
Auslöser war die bevorstehende Nachhaltigkeitsberichterstattung nach der EU-Richtlinie CSRD. Doch das Unternehmen geht bewusst einen Schritt weiter. „Wir sehen die Analyse nicht nur als regulatorische Pflicht, sondern als strategisches Werkzeug“, sagt Marco Doninger, Projektleiter Klimaschutz bei der Stadtreinigung Hamburg. „Wir wollen unsere Rolle in der Stadt auch langfristig sichern – als Dienstleisterin, aber auch als Energieproduzentin.“ Denn: Die Stadtreinigung speist unter anderem mit ihrer Abwärme aus der Müllverbrennung Energie ins städtische Fernwärmenetz. Entwicklungen wie ein steigender CO₂-Preis, Änderungen im Energiemarkt oder neue politische Vorgaben zur Kreislaufwirtschaft könnten hier zu Risiken – aber auch zu Chancen – führen.

Sechs Schritte zur strategischen Klarheit
Im Projekt werden transitorische Risiken in sechs Arbeitsschritten von der Definition der Systemgrenzen über das systematische Screening möglicher Risiken bis zur Ableitung konkreter Maßnahmen identifiziert, bewertet und im Hinblick auf mögliche finanzielle Auswirkungen eingeordnet. Die Analyse betrachtet dabei drei Perspektiven: das eigene Unternehmen, Kunden und Lieferanten. „Gerade bei einem städtischen Unternehmen ist das Zusammenspiel mit anderen Akteuren entscheidend. Allein zu den Kund:innen zählen ja praktisch sämtliche Hamburger Haushalte und Unternehmen“, erklärt Jana Kapfer, Projektleiterin beim Hamburg Institut. „Wir schauen deshalb nicht nur intern, sondern bewerten auch Risiken, die die wichtigsten Branchen in der Lieferkette sowie Kunden der Stadtreinigung betreffen.“

Stichwort Zukunftsszenarien
Die Analyse folgt einem 1,5-Grad-Szenario, wie es auch die CSRD fordert. Der Betrachtungshorizont reicht bis 2050. Für jede relevante Veränderung – etwa verschärfte Emissionsgrenzen oder technologische Umstellungen – wird abgeschätzt, wie wahrscheinlich sie ist und wie stark sie sich finanziell auswirken könnte. Max-Julian Gerlach, ebenfalls im Projektteam beim Hamburg Institut, erklärt: „Mit Hilfe einer Risiko-Matrix identifizieren wir die wichtigsten Stellschrauben. Daraus können Maßnahmen entwickelt werden, die nicht nur Risiken abmildern, sondern das Geschäftsmodell insgesamt resilienter machen.“

Gut vorbereitet in unsichere Zeiten
Das Projekt zeigt: Wer sich heute mit Klimarisiken auseinandersetzt, schafft die Basis für zukunftsfähiges Wirtschaften. Und zwar unabhängig davon, ob bestimmte Berichtspflichten gerade verschoben oder abgeschwächt werden. „Der Klimawandel wartet nicht auf Gesetzgebungsverfahren“, bringt es Marco Doninger auf den Punkt. „Wir wollen vorbereitet sein – nicht irgendwann, sondern jetzt.“

Weitere Informationen zum Thema Klimarisikoanalyse

erschienen am 25. Juli 2025 unter https://www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/news/details/5311.html