Neustadt in Holstein: Fahrplan zur Wärmewende steht

Mit dem novellierten Energiewende- und Klimaschutzgesetz (EWKG) verfolgt das Land Schleswig-Holstein das Ziel, bis 2040 treibhausgasneutral zu sein. Die Stadt Neustadt in Holstein gilt als Unterzentrum mit Teilfunktionen eines Mittelzentrums und muss bis Ende 2024 einen Wärme- und Kälteplan vorlegen.

Das selbst gesteckte Klimaziel der Stadt Neustadt in Holstein lautet Klimaneutralität bis zum Jahr 2035. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die kommunale Kälte- und Wärmeplanung (KWP). Die Stadt Neustadt in Holstein hat die Stadtwerke als Eigenbetrieb mit der Erstellung des Wärmeplans beauftragt. Das Hamburg Institut hat den Prozess unterstützt. „Unsere Bürgerinnen und Bürger brauchen Sicherheit und Orientierungshilfen“, erklärt Bürgermeister Mirko Spieckermann. „Sie müssen wissen, wo eine zentrale Wärmeversorgung entstehen kann und wo Eigentümer selbst aktiv planen müssen. Zudem haben wir einen Fahrplan entwickelt, wie wir bis 2035 das gesteckte Klimaziel erreichen und die 26.000 t Treibhausgas-Emissionen aus der Wärmeversorgung der privaten Haushalte auf nahezu null reduzieren.“

Im Rahmen einer Bestandsanalyse wurden Energie- und Treibhausgasbilanzen erstellt sowie potenzielle erneuerbare Energiequellen in der Region bewertet. Aktuelle und zukünftige Energiebedarfe wurden ermittelt und mögliche Einsparpotentiale analysiert. Mithilfe eines Zielszenarios wurden Maßnahmen zur Umsetzung erstellt und wirtschaftlich bewertet, sozusagen der Fahrplan zur Gestaltung der klimaneutralen Wärmeversorgung. Ergebnis ist die Wärmewendestrategie, die für das gesamte Stadtgebiet von Neustadt in Holstein sechs Eignungsgebiete und sechs Prüfgebiete für Wärmenetze sowie zwei Sanierungsgebiete aufzeigt. „Nicht für alle Haushalte ist ein Wärmenetz wirtschaftlich sinnvoll“, so Lena Schmölcke, stellvertretende Werkleiterin der Stadtwerke Neustadt in Holstein und Projektleiterin für die KWP. „In den Teilen der Stadt, in denen sich Wärmenetze aus verschiedensten Gründen nicht lohnen, wird es stromgeführte Lösungen geben. Auch denen, die an kein Wärmenetz angebunden werden können, werden wir Lösungen anbieten“.

Felix Landsberg, der als Berater vom Hamburg Institut den Prozess begleitet hat, betont: „Die kommunale Wärmeplanung gibt Neustadt in Holstein Handlungsoptionen und Maßnahmenvorschläge für die künftige Gestaltung der klimaneutralen Wärmeversorgung an die Hand. Insbesondere dem weiteren Ausbau der Wärmenetze kommt dabei hohe Bedeutung zu. Hier haben die Stadtwerke bereits wichtige Planungen und Projekte angestoßen. Mit dem Wissen über weitere Potenziale innerhalb des Stadtgebiets lässt sich der Ausbau gezielt vorantreiben. Anhand der im Rahmen der Wärmeplanung geschaffenen Datengrundlage können die Verwaltung und die Stadtwerke nun mit weiteren Akteuren konkrete Umsetzungsmöglichkeiten erarbeiten und in die Wege leiten.“

Ein Erfolgsfaktor liegt dabei in einer breiten öffentlichen Akzeptanz. Es muss sichergestellt werden, dass die Interessen aller Beteiligten der Stadt berücksichtigt und diese informiert werden. „Uns war es von Beginn an wichtig, unsere Vorgehensweise und Ergebnisse im Rahmen der kommunalen Kälte- und Wärmeplanung transparent zu vermitteln“, bestätigt auch Bürgermeister Spieckermann. Im Zuge der Bürgerbeteiligung gab es eine Auftaktveranstaltung im Sommer 2023. Es folgten regelmäßige Arbeitsgruppen mit ausgewählten lokalen Praxispartnern bis zur Beratung des Wärmeplans im Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss am 02.07.2024. „Der Beschluss führt nicht zu einer Ausweisung von Gebieten zum Neu- oder Ausbau von Wärmenetzen oder als Wasserstoffnetzausbaugebiet“, stellt Lena Schmölcke hervor. „Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) findet erst einmal keine Anwendung.“  Der vollständige Abschlussbericht ist online auf der Homepage der Stadt Neustadt in Holstein (www.stadt-neustadt.de) im Bürgerinformationssystem oder nach Terminabsprache im Rathaus einzusehen. Endgültig beschlossen werden soll die kommunale Kälte- und Wärmeplanung von der Stadtverordnetenversammlung voraussichtlich im September.

Quelle: Stadtwerke Neustadt in Holstein (SWNH)