Ein Thema mit vielen Facetten: Beim 15. Netzwerktreffen des IGFN am 26. November stand alles im Zeichen von Biomethan. Rund dreieinhalb Stunden lang beleuchteten Expertinnen und Experten im Onlineformat aktuelle Marktentwicklungen, technologische Perspektiven und konkrete Erfahrungen aus der Praxis.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Dr. Henrik Pieper vom Hamburg Institut folgte ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm: von Markttrends über betriebliche Anforderungen bis hin zu innovativen Verfahren zur Biogasaufbereitung.
Biomethan – ein Markt im Wandel
Zum Auftakt gab Christin Schmidt von der Deutschen Energie-Agentur (dena) einen Überblick über den deutschen Biomethanmarkt. Aktuell sind etwa 270 Anlagen in Deutschland in Betrieb. Für die Fernwärme zeichnet sich ein deutliches Wachstum ab: Laut aktuellen Prognosen könnte Biomethan künftig rund 7 TWh in der Fernwärmeversorgung bereitstellen.
Gleichzeitig verändert sich die Rolle des Energieträgers: Statt vorwiegend Grundlast zu liefern, wird Biomethan zunehmend zur flexiblen Spitzenlast. Christin Schmidt hob zudem hervor, dass erhebliches Potenzial noch ungenutzt bleibt – aus nachhaltigen Quellen könnten rund 30 TWh zusätzlich erschlossen werden.
Praxisperspektive: Energielandwirte als Schlüsselakteure
Aus Sicht des Biogas-Energiewirts Martin Laß von der ASL Group wurde deutlich, dass die Weiterentwicklung und Transformation bestehender Biogasanlagen vor allem von lokal engagierten Personen abhängt. Ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell entsteht dort, wo Betreiber, Kommunen und Bürgerinnen sowie Bürger zusammenarbeiten.
Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung von Wärmenetzen als Game Changer für die Sektorenkopplung und die wirtschaftliche Integration von Biomethan.
Neue Wege für Biogas: Bio-LNG und Projektansätze
Stefan Piontek richtete in seinem Vortrag den Blick in die Zukunft alternativer Anwendungen. Biogas kann methanisiert und zu Bio-LNG aufbereitet werden – ein Kraftstoff, der besonders im Schwerlast- und Schiffsverkehr bereits eingesetzt wird. Neue Projektentwicklungen, insbesondere in Ostdeutschland, zeigen, dass dieser Markt dynamisch wächst und zusätzliche Chancen für Betreiber schafft.
Technologie-Update: Aminwäsche mit niedrigem Methanschlupf
Zum Abschluss nahm Thomas Wegner von STRABAG Umwelttechnik ein Verfahren zur Gasaufbereitung in den Fokus: die Aminwäsche. Sie ermöglicht eine besonders effiziente Methanisierung von Biogas mit sehr geringem Methanschlupf. Die Technologie eignet sich vor allem für Standorte mit nutzbarer Abwärme und eröffnet damit neue Optionen für eine effiziente und klimaschonende Biomethanproduktion.
Diskussion und Ausblick
In der anschließenden Diskussion tauschten sich die Teilnehmenden über die Perspektiven von Biomethan aus und diskutierten Chancen, Hemmnisse und zukünftige Schritte. Das Treffen endete mit einem Ausblick auf kommende Veranstaltungen. Vielen Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den hochwertigen Austausch zu diesem spannenden Thema!
Das „Netzwerk innovative und grüne Fernwärme Norddeutschland“ verbindet Versorgungsunternehmen aus dem norddeutschen Raum mit dem Ziel, Ideen und Erfahrungen zur klimaneutralen Gestaltung von Fernwärmenetzen auszutauschen und Lösungsansätze voranzutreiben. Initiiert wurde das Netzwerk vom Hamburg Institut.
Ansprechpartner:
Dr. Henrik Pieper