Machbarkeitsstudie „Klimaneutrales Wohnen in Hamburg“ erschienen

Vor dem Hintergrund der für Hamburg gesetzten Klimaschutzziele hat die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) der Freien und Hansestadt Hamburg im Auftrag des Senats eine umsetzungsorientierte Machbarkeitsstudie durchgeführt. Darin wurde untersucht, ob und wie klimaneutrales Wohnen in Hamburg bis 2045 erreichbar ist. Bearbeitet wurde das Projekt von einem Konsortium aus Gutachterinnen und Gutachtern unterschiedlicher Unternehmen und Institute, darunter auch die Megawatt Ingenieurgesellschaft in Kooperation mit dem Hamburg Institut.

Wozu dient die Machbarkeitsstudie?
Um die im Dezember 2019 vom Hamburger Senat beschlossene Fortschreibung des Klimaplans verantwortungsvoll und nachhaltig planen und umsetzen zu können, brauchen Politik und Verwaltung verlässliche Daten. Diese lagen in Hamburg bisher nicht vor – ein Problem, das die Hansestadt mit wohl allen vergleichbaren Städten und Kommunen teilt. Grundstein der Studie war somit, eine Bestandsaufnahme einschließlich des Sanierungszustands der Hamburger Wohngebäude vorzunehmen. Zudem sollten sozialverträgliche Möglichkeiten für sukzessives energetisches Sanieren untersucht und Förderungsoptionen analysiert und entwickelt werden.

Welche Fragestellungen wurden bearbeitet?
Im Rahmen der Studie erfolgte eine Befragung von Eigentümer:innen von Hamburger Wohngebäuden, um ein realitätsnahes Bild der aktuellen energetischen Sanierungszustände zeichnen zu können. Daraus abgeleitet, liefert die Studie detaillierte Kenntnisse über den Hamburger Wohngebäudebestand und seine Modernisierungspotenziale im Hinblick auf den Energieverbrauch sowie die CO2-Einsparung. Dazu wurde eine umfassende Gebäudetypologie für den Hamburgischen Wohngebäudebestand erarbeitet, basierend auf repräsentativen Gebäudeclustern für typische Bestandsgebäude und erwartete Neubauten. Diesen wurden jeweils differenzierte Maßnahmen- und Kostenanalysen sowie energetische Betrachtungen zu Energie-, Wärmeverbrauch und CO2-Einsparung für verschiedene Ausgangszustände und Zielstandards zugeordnet.

Worin bestand der Part des Hamburg Instituts?
Gemeinsam befassten sich Megawatt und das Hamburg Institut als Projektpartner mit dem Themenblock „Energietische Quartiersentwicklung“ bzw. mit der Frage, wie der Quartiersansatz als CO2-reduzierende Maßnahme einzuschätzen ist. „Dazu haben wir zunächst zehn bestehende Hamburger Quartierskonzepte analysiert und hinsichtlich der Verbrauchsstruktur, CO2-Minderung und Gebäudestruktur ausgewertet. Eine „Blaupause“ für eine zukunftsfähige Wärmeversorgungslösung ließ sich daraus allerdings nicht ableiten“, erklärt Felix Landsberg, Berater beim Hamburg Institut.

Daher wurde im Anschluss eine alternative Wärmeversorgung modelliert, ausgehend von erneuerbaren Energien und unter Berücksichtigung der Struktur der Eigentumsformen und der Gebäude, der Anzahl der Gebäude und der Flächenanteile. Diese Quartierslösung wurde ökologisch und ökonomisch dezentralen Versorgungslösungen gegenübergestellt. Zusammenfassend bieten Quartierslösungen

  • Synergie-Effekte für die Nutzung und Verteilung von erneuerbaren Energien im räumlichen Zusammenhang,
  • Kostenvorteile bei gemeinsamen Bau- und Sanierungsmaßnahmen, sowohl in der Gebäudehülle als auch in der Versorgungstechnik
  • sowie Potenzial für sozialverträgliche und schnelle Sanierungen bei homogenen Eigentümerstrukturen.

In welchen Bereichen Hamburgs diese Charakteristika des „Quartiersansatzes“ im Rahmen von Quartiersnetzen oder dem Ausbau des Fernwärmenetzes auf Basis eines Verschnitts mit dem Hamburger Wärmekataster technisch sinnvoll umsetzbar sind, wurde in einer Hamburger Quartierskarte zusammengefasst. In diesen Bereichen ließen sich die Erkenntnisse der Studie in den kommenden Jahren direkt in die Umsetzung bringen.

„Im Ergebnis konnten wir Leitfragen und strukturelle, organisatorische sowie technische Erfolgskriterien für die Entwicklung von Quartiersansätzen definieren und klare Empfehlungen ableiten. Diese können zur Entscheidungsfindung bei der Umsetzung von Quartierslösungen für die Stadt nützlich sein“, resümiert Megawatt-Geschäftsführer Marcel Hanakam.

Zu welchen Ergebnissen kommt die Studie insgesamt?
Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen als Auftraggeberin bewertet die Studienergebnisse als Signal, dass Hamburg auf gutem Weg zum klimaneutralen Wohnen bis zum Jahr 2045 und das Ziel unter bestimmten Voraussetzungen gemeinsam erreichbar ist.

Mit der Machbarkeitsstudie hat Hamburg als erstes Bundesland eine umfangreiche Datenbasis über den Modernisierungsstand des Wohngebäudebestands aufgesetzt. Diese kann nun dazu dienen, wirksame und zielgerichtete Strategien und Instrumente zur klimaneutralen Transformation des Wohngebäudebestands fortzuschreiben und diese erfolgreich umzusetzen – etwa in Form von Sanierungsfahrplänen und Förderprogrammen sowie als Grundlage für die kommunale Wärmeplanung, die erheblich forciert werden muss. Die im Rahmen der Studie vorgelegten Kalkulationen und Daten ermöglichen zudem eine Abschätzung des Gesamtinvestitionsbedarfs zur Erreichung der CO2-Reduktionsziele im Bereich der energetischen Sanierung von Wohngebäuden.

Erste zentrale Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden bereits Ende 2022 vorab im Rahmen einer Landespressekonferenz bekannt gemacht. Nun steht der gemeinsame Bericht der Gutachterinnen und Gutachter zum Download bereit.

Bild: BSW