Teilprojekt "Grüne Fernwärme" (seit 08/2020)

Forschungsprojekt „IW3“

Als Teil des BMWK-geförderten Reallabors der Energiewende IW3 baut das Hamburg Institut das erste Herkunftsnachweisregister für grüne Fernwärme in Deutschland auf. Wärme-Herkunftsnachweise ermöglichen es, grüne Wärmemengen zu Gebäuden und Quartieren zuzuordnen. Die Vermarktung grüner Fernwärme als eigenständiges Produkt könnte zukünftig dazu beitragen, die Wirtschaftlichkeit von Projekten zur Fernwärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien und Abwärme zu verbessern.

Über das Projekt IW³

Der Name IW³ steht für „Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg“. Ziel des Projekts ist, eine klimafreundliche dezentrale Wärmeversorgung für die Wohnquartiere auf der Hamburger Elbinsel aufzubauen, die CO₂-neutral ist und perspektivisch ganz ohne fossile Energieträger auskommt.

IW³ gehört zu den „Reallaboren der Energiewende“. Mit diesem Programm fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Umsetzung von Innovationsprojekten im Industriemaßstab, um den Transfer von Technologien und Lösungen für die Energiewende in den Markt zu beschleunigen. Federführend wird IW3 von den Hamburger Energiewerken umgesetzt, unterstützt durch ein Konsortium aus verschiedenen Partnern, zu dem auch die Hamburg Institut Research gGmbH (HIR) gehört.

Die Kernelemente des Reallabors sind der Bau einer Geothermieanlage (IWU) und eines Aquiferspeichers sowie Forschung zur Systemintegration unterschiedlicher Wärmequellen (IWS) und zu neuartigen Handels- und Vermarktungsmechanismen für klimafreundliche Fernwärme (IWM).

Unser Teilprojekt „Grüne Fernwärme“

Im IW3-Projekt „Integrierter Wärmemarkt“ (IWM) setzt das Hamburg Institut das Teilvorhaben „Grüne Fernwärme“ um. Als Pilotvorhaben für Deutschland wird ein Herkunftsnachweisregister für grüne Fernwärme entwickelt, mit dem Ziel, eine Zuordnung grüner Wärmemengen zu Gebäuden und Quartieren zu ermöglichen.

Aufbauend auf Erfahrungen mit dem zertifizierten Ökostrommarkt soll Erzeugern und Wärmeversorgern eine rechtssichere Vermarktung grüner Fernwärme als eigenständiges Produkt ermöglicht werden. Erlöse hieraus können die Refinanzierung neuer Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Fernwärme erleichtern und somit zusätzliche Dekarbonisierungsanreize schaffen.

Das Wärmeregister

Ende Mai 2022 ging Deutschlands erstes Herkunftsnachweis (HKN)-Register für grüne Fernwärme in Betrieb. Es ist unter www.waermeregister.de zu finden. Die Teilnahme am Pilotregister ist für Wärmeversorger und Wärmeerzeuger, die in der Projektregion Hamburg verortet sind, möglich.

Die technische Umsetzung des Registers erfolgte in Kooperation mit Grexel. In Kürze soll die Ausstellung des ersten Wärme-HKN für die Hamburger Energiewerke erfolgen.

Vorgehen

  • Untersuchung der energiewirtschaftlichen, regulatorischen und technischen Grundlagen zur Einführung von Herkunftsnachweisen im Wärmemarkt
  • Austausch mit Stakeholdern, um Erkenntnisse zu den Bedürfnissen verschiedener Marktteilnehmer auf Angebots- und Verbrauchsseite zu vertiefen
  • Implementierung eines softwarebasierten Herkunftsnachweisregisters für grüne Fernwärme, welches eine rechtssichere Nachweisführung der grünen Eigenschaft von vermarkteten Wärmemengen ermöglicht
  • Systematische Auswertung von Erfahrungen aus Nutzung und Betrieb des Registers
  • Untersuchung von regulatorischen Weiterentwicklungsoptionen für eine gebäudescharfe Erstellung von Primärenergiefaktoren, um eine verbesserte Inwertsetzung erneuerbar erzeugter Fernwärme zu ermöglichen

Bei einem europäischen Webinar am 9. Dezember 2021 erhielten Registerbetreiber Einblicke in das Design des IW3-Herkunftsnachweisregisters für grüne Fernwärme. Die Präsentationen stehen hier zum Download bereit:

Eine Übersicht über zentrale Abläufe im IW3-Pilotregister steht hier zum Download bereit.

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Projektbericht „Herkunftsnachweise für grüne Fernwärme: Rechtliche Rahmenbedingungen und Gestaltungsoptionen“ erschienen

Der im August 2023 veröffentlichte Projektbericht stellt die europäischen und deutschen rechtlichen Rahmenbedingungen für die Vermarktung von grüner Fernwärme und -kälte sowie die Einführung von HKN als Instrument zum Nachweis der grünen Herkunft von thermischer Energie dar. Diskutiert werden die verschiedenen Rollen, die HKN bei der Transformation des Wärmesektors in Richtung Klimaneutralität spielen könnten. Darüber hinaus werden die wichtigsten Ausgestaltungsmöglichkeiten von Wärme- und Kälte-HKN-Systemen untersucht. Dazu gehören

  • der Umgang mit Netzgrenzen von Wärme- und Kälteversorgungssystemen,
  • die Behandlung von Speicher- und Netzverlusten,
  • die Rolle von Wärmekund:innen im HKNR,
  • die HKN-Ausstellung für die Eigenversorgung mit thermischer Energie,
  • die sektorenübergreifende Nachverfolgung grüner Eigenschaften bei der Energieträgerkonversion,
  • die Verifizierung von Anlagen- und Messdaten in vertikal integrierten Netzen sowie
  • die Umsetzung von Wärme- und Kälte-Kennzeichnungsregeln.

Für jede dieser Fragen werden die im IW3-Pilotregister gewählten Lösungen dokumentiert, mit einem Ausblick auf Schwerpunktsetzungen, die bei einer nationalen Umsetzung von Wärme- und Kälte-HKN-Systemen vorgenommen werden können.

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Nähere Informationen zu IW3 auch auf der Projekt-Website

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